C. Santschi: Eremiten in Tirol und Vorarlberg

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Titel
Eremiten in Tirol und Vorarlberg.


Autor(en)
Santschi, Catherine
Erschienen
Brixen 2010: Verlag A. Weger
Anzahl Seiten
162 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Georg Modestin, Bern

Mit dem vorliegenden Bändchen legt die Autorin, langjährige Genfer Staatsarchivarin, die Früchte ihrer Beschäftigung mit dem Reklusentum in unseren östlichen Nachbarregionen vor. Wie stark sie von ihrem Thema fasziniert ist, hat sich auch in den zahlreichen Photographien niedergeschlagen, die sie zum reich bebilderten Band selbst beigetragen hat und die zeigen, dass sie ihren Untersuchungsgegenstand buchstäblich «erwandert» hat. Aus dem Gesagten geht hervor, dass sich das Büchlein an einen breiteren Leserkreis richtet, ohne jedoch Abstriche an den wissenschaftlichen Usus zu machen, da es mit einem Anmerkungsapparat – jedoch keinem Register – versehen ist. Der Schrift lässt sich entnehmen, dass das Eremitenwesen ein Phänomen der «longue durée» ist, das in der Neuzeit eine eigentliche Blüte erlebte, die sich im 17. und 18. Jahrhundert in zahlreichen Neugründungen äusserte. Gleichzeitig begegnete man den zahlreicher werdenden Einsiedlern seitens der weltlichen und kirchlichen Autoritäten mit nicht geringem Misstrauen. Die Eremiten wurden reguliert, in Kongregationen zusammengefasst und regelmässig visitiert, um zu verhindern, dass sich diese in ihrer Mehrheit wohl tatsächlich heilsmässig lebenden Laien (!) der Kontrolle durch die kirchliche Hierarchie entzogen. Die Regierung Kaiser Josefs II. versetzte dem Reklusentum einen schweren Schlag, von dem es sich nicht mehr erholen sollte, da die Eremiten unter die von Josef II. im Dezember 1781 verfügte Abschaffung der kontemplativen Orden fielen, deren Fortbestehen mangels eines offenbaren Gemeinnutzens als überflüssig erachtet wurde. Bei den im 19. und 20. Jahrhundert im Untersuchungsraum nachweisbaren Einsiedlern handelte es sich um Einzelfälle. Catherine Santschis Bändchen bringt seinen Lesern eine heute weitgehend verschwundene Lebensform näher, wobei ihm eine grössere sprachliche Sorgfalt zu wünschen gewesen wäre. In der Einführung dankt die Westschweizer Verfasserin ihren «Mitarbeiterinnen und Freundinnen», die ihr bei der deutschen Fassung behilflich gewesen waren, und einer Übersetzerin – nötig gewesen wäre indes ein professionelles Lektorat, dass die zahlreichen sprachlichen Unbedarftheiten, die es hier nicht weiter auszubreiten lohnt, korrigiert hätte.

Zitierweise:
Georg Modestin: Rezension zu: Catherine Santschi, Eremiten in Tirol und Vorarlberg, Brixen, Verlag A. Weger, 2010. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 105, 2011, S. 547-548.

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